Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden – Liebeserklärung an den Iran

Blog 2011-09-29

Mit diesem Schreiben möchte ich mein Buch Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden – Liebeserklärung an den Iran ankündigen, das neu beim Herder Verlag erschienen ist.

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Vor dreizehn Jahren, im Herbst 1998, geschahen eine Reihe an politischen Morden im Iran. Meine Eltern, Dariush und Parvaneh Forouhar, zwei führende oppositionelle Politiker, waren die ersten Opfer dieser Verbrechen. Ich erhielt die Nachricht ihrer Ermordung an einem Sonnabend in Deutschland. Zwei Tage später reiste ich in den Iran. Seitdem sind meine Reisen zu einem Akt des Widerstandes geworden.

Das Buch berichtet von meinen Reisen in den letzten dreizehn Jahren. Ich habe es geschrieben, um Einblicke zu geben in meine Bemühungen um die Aufklärung der politischen Morde im Iran, aber auch, um von dem Alltag zu erzählen, in den diese Prozesse eingebettet sind. Um von den Vertuschungsmethoden eines Unrechtsstaats und von den Menschen, die zu Handlangern solcher Verbrechen werden, zu berichten. Um die Furcht zu beschreiben, die sie erwecken. Um vom Umgang mit Ängsten und dem Zorn zu erzählen, den viele ebenso wie ich in sich tragen.

Um von der Repression zu berichten, die auf alten und immer wieder neuen Schicksalen lastet, von der Tapferkeit und Resignation in Menschen, die ich kenne, um über die Trauer meines Bruders zu schreiben, über meine Großmutter, die ihren gütigen Gott verloren hat und über den Trost, den die Taxifahrer mir gespendet haben, wenn wir zum Gericht gefahren sind. Um von meinem Elternhaus zu  erzählen, das erfüllt ist von der Wärme der Erinnerung an meine Eltern, und das gleichzeitig über die Tragödie ihres Todes Wache hält. Und von dem Zypressenpaar, das ich zu Ehrung meiner Eltern vor diesem Haus gepflanzt habe. Das immer wieder eingegangen ist. Und das ich voller Trotz und Hoffnung immer wieder neu in die Erde setze.

Politische Verbrechen hinterlassen nicht nur Spuren der Verletzung sondern auch  eine Verantwortung, die getragen werden muss, bis sie als solche benannt und lückenlos aufgeklärt sind. In diesem Sinne hoffe ich dass das Buch viele Leser findet.

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Buchmesse Frankfurt, 2011